The Valley

Von Schichtarbeit und Zeitschichten

Das gewisse Tröpfchen Etwas

Es ist nicht irgendein historischer Industriestandort, rund um die Hammermühle im Kemptthal, der seit einigen Jahren als „The Valley“ weiterentwickelt wird. Julius Maggi gründete hier vor 150 Jahren sein gleichnamiges Unternehmen – mit dem Ziel, die Ernährung von Arbeiterfamilien während der Industrialisierung zu verbessern. Aber es war das „gewisse Tröpfchen Etwas“, das Maggi schließlich weltweit Bekanntheit brachte. „The Valley“ ist auch der Name des öffentlichen Mitarbeiterrestaurants, das das Herzstück des „Juwels Schweizer Kulturgeschichte“ bildet, wie die für das Kantinenprojekt verantwortlich zeichnende Architektin Naomi Hajnos die einstige Fabrikstadt beschreibt. Und so war es ein Weg durch die aufgedeckten Zeitschichten in den geschichtsträchtigen Räumen, der dem Entwurf seine Gestalt gab und dem besonderen Ort zu neuem Glanz verhalf.

GastronomieGenossenschaft MIGROS Ostschweiz
Standort8310 Kemptthal (CH)
Gesamtfläche600 m²
InnenarchitekturNaomi Hajnos Interior GmbH
PlanungsbüroNaomi Hajnos GmbH
Zum Profil
FotografieMarc Welti
Die freigelegte Klinkerwand spiegelt den Charakter der historischen Industrieanlage ebenso wider wie die roh belassenen Stahlstützen und Trägerdecken.

Naomi Hajnos

Das Erdgeschoss des direkt am Mühlenkanal gelegenen Zentralgebäudes diente seit jeher als Fabrikkantine. Der angrenzende Veranstaltungsaal war über die Jahre hinweg mehrfach neu gestaltet und umgebaut worden. Nach der Freilegung im Zuge der Bauarbeiten offenbarte er sich als einer der schönsten Festsäle, die die Schweiz zu dieser Zeit zu bieten hatte. Feinfühlig präzisierte die Architektin die vorgefundenen Raumatmosphären, indem sie das Restaurant in zwei unterschiedliche Nutzungsbereiche aufteilte. Räumliches Zentrum bildet der Free-Flow-Bereich, der den Besucher vom Eingang kommend in die Tiefe führt und zusammen mit dem angrenzenden einstigen Pavillon den Bar- und Bistrobereich bildet. Die freigelegte Klinkerwand spiegelt den Charakter der historischen Industrieanlage ebenso wider wie die roh belassenen Stahlstützen und Trägerdecken. Ein besonderer Fund im Pavillon war ein Krallentäfer aus dem Originalbestand. Im freien Rhythmus der Farben wieder im Pavillonund Bistrobereich eingesetzt, zoniert die Vertäfelung jetzt die sechs Meter hohe Pavillonhalle. Der gleiche Krallentäfer wurde für den nach links angrenzenden Festsaal aufwendig nachgebaut, aber farblich neu interpretiert. Die Transparenz der korallenroten Lasur lässt die Holzmaserung durchscheinen, um an die historische Holzdecke zu erinnern. Denn im Gegensatz zum Pavillon entdeckte man hier im Festsaal nicht unter baulichen Schichten an den Wänden die Schätze, sondern legte an der Decke handgemalte Holzmaserungen von 1896 frei. Entstanden sind einzigartige Räume, die Tradition mit zeitgemäßem Interior verbinden.

Impressionen