Jenseits der Jodelei

Benediktiner Weissbräuhaus

Balance zwischen Tradition und Moderne.

Dass eine bayerische Weißbierbrauerei neben Braustüberln rund um ein Kloster sich im Kulturdenkmal einer mittelhessischen Universitätsstadt niederlässt, mag im ersten Moment verwundern. Die glückliche Wende hinter der Geschichte bewegt vor allem die Gießener Bevölkerung, die mit der Eröffnung des „Benediktiner Weissbräuhaus“ im Sommer 2021 nicht nur ihr neues Wirtshaus, sondern auch die Rettung ihrer „Alten Post“ feiern.

GastronomieBrau-Gastro-Kontor GmbH
Standort35390 Gießen
Gesamtfläche763 m²
 
PlanungsbüroThatenhorst Interior GmbH
Zum Profil
AusführungThatenhorst Interior GmbH
FotografieStefan Grau
In der Guten Stube können die Gäste auf bequemen Polstermöbeln Kaffee trinken und gemütlich entspannen.

Stephanie Thatenhorst

Einst als „Großherzogliches Postamt der Fürstlich Thurn und Taxis’schen Postverwaltung“ Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet, stand das Gebäude über Jahrzehnte leer und war zuletzt stark vom Verfall bedroht, bis der heimische Unternehmer Kai Laumann, im Gießener Umland mit Zimmerei- und Bedachungsunternehmen ansässig, das denkmalgeschützte Ensemble erwarb. Heute finden sich in der „Alten Post“ und im ehemaligen Telegraphenamt aus den Zwanzigerjahren Büroflächen und das „Benediktiner Weissbräuhaus“ – die erste eigenbetriebene Gastronomie der Bitburger Braugruppe, Vertriebspartner der Klosterbrauerei aus Ettal. Ein Wirtshaus mit Ganztagesbetrieb war die Vision der Bitburger: Ein modernes Restaurant mit zeitgenössischer Formensprache, das aber nicht zu sehr „jodeln“ sollte. Für das Gestaltungskonzept zeichnet Stephanie Thatenhorst mit ihrem sicheren Instinkt und Gefühl für stimmiges Interior verantwortlich. Mit der Verortung in der bayerischen Kultur ist es den Kreativen von Thatenhorst Interior gelungen, eine Balance zwischen Tradition und Moderne zu finden, und mit traditionellen Materialien, Holzschindeln, typischen Mustern und Stoffen bleiben bayerische Motive wie gewünscht sichtbar. Noch wichtiger aber war den Gestaltern, dass der bayerische Einfl uss auch spürbar ist: Geselligkeit und eine urige, gemütliche Wohlfühlatmosphäre zu jeder Tageszeit und für die unterschiedlichsten Gäste. Dazu wurde die große Erdgeschossfläche der „Alten Post“ in getrennte Zonen unterteilt, unterschiedliche Raumqualitäten und Stimmungen reagieren auf die verschiedenen Bedürfnisse. Herzstück ist dabei der Schankraum. Hier sitzt man auf Holzbänken, traditionellen Wirtshausstühlen und an großen Gemeinschaftstischen. Die Lebendigkeit an der Theke, aus der offenen Küche und Backstube überträgt sich in den Raum. Der hieran angrenzende Restaurantbereich ist für ruhigeres und privates Sitzen bestimmt. Der an den Außenbereich angrenzende Gebäudeflügel beherbergt die Gute Stube. Unter einem Wandbild des Kloster Ettals entspannt auf bequemen Polstermöbeln Kaffee trinken – auch in Gießen ist man nun „Dem Himmel so nah“.

Impressionen