Tradition reloaded

Figlmüller

In der Wollzeile, gleich hinter dem Stephansdom, eröffnete Johann Figlmüller 1905 ein kleines Gasthaus, das schon bald als erste Anlaufstelle für original Wiener Küche galt – weit über die Stadtgrenzen hinaus. Mit der Neugestaltung des zweiten Restaurants in der Bäckerstraße 6 gelingt es BWM Architekten, die Wiener Institution in vierter Generation in ein gelungenes Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation, zwischen Altem und Neuem zu setzten.

GastronomieFiglmüller Bäckerstraße
Standort1010 Wien
Gesamtfläche450 m²
 
PlanungsbüroBWM Architekten und Partner ZT GmbH
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AusführungBWM Architekten und Partner ZT GmbH
FotografieBWM Architekten / Severin Wurnig
Klassische Wiener Wirtshaus-Materialen wie Holz und Fliesen wurden neuinterpretiert und stimmig mit modernen Elementen gepaart (...).

Johann Moser, Erich Bernard, Daniela Walten & Markus Kaplan

„Jedes alteingesessene Wirtshaus ist eine Art Patchwork – was wie Unstimmigkeit, eine Abweichung wirkt, ist tatsächlich Teil der besonderen Atmosphäre.“ Von diesem Bild inspiriert, erklärten die Architekten von BWM das Patchwork zum Konzept der Neugestaltung für das „Restaurant Figlmüller“ in der Bäckerstraße. Und das Fügen verschiedener Teile begann bereits mit der Bausubstanz: Um die Anzahl der Plätze deutlich zu erhöhen, wurden die Räume mit dem benachbarten Haus Nummer 4 zusammengeschlossen. Die Herausforderung, eine visuelle Verbindung der beiden Teile herzustellen, führte die Planer zu dem Ziel, das bewährte Figlmüller-Konzept im Kern zu erhalten, aber in einen modernen Rahmen einzubetten. „Die authentische Atmosphäre bewahren, erhalten und ergänzen“, so die Architekten. Im Nachbarhaus, der Nummer 4, wurde eine Galerie eingezogen und damit ein bereits bestehendes Prinzip der Nummer 6 weitergeführt. In beiden Geschossen sorgen nun Durchbrüche für Übergänge und Sichtverbindungen zwischen den beiden Häusern. Abgerundete Wand- und Deckenanschlüsse schaffen fließende Übergänge, die durch glänzende Cevica-Fliesen im typischen Figlmüller-Grün hervorgehoben sind. Im Schankraum der neuen Lokalhälfte tauchen die Fliesen in „Verde-vic“-Farbe an Wänden und Decke den Raum in das charakteristische Flaschengrün. Altbewährtes behält seine Berechtigung, neu interpretiert entsteht eine zeitgemäße, aber dennoch vertraute Atmosphäre. So wurde die „Lambris“, die für Wiener Wirtshäuser typische halbhohe hölzerne Wandvertäfelung zwar beibehalten, mit dem traditionellen Muster aber gespielt und die Profilierung gänzlich neu entworfen. Auch klassische Wirtshausmaterialien wie Holz und Fliesen in unterschiedlichsten Oberflächen erscheinen als moderne Elemente, kombiniert mit Marmor und Messing. Und nicht zuletzt die Leuchten, die gemeinsam mit dem Lichtplaner Christian Ploderer dem Konzept folgend neu entwickelt wurden. Gestelle aus brüniertem Messing und Schirme mit gebeiztem Wiener Geflecht bespannt, wie man es von den berühmten Bugholzstühlen kennt. Zeitlosigkeit schaffen, durch eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Impressionen