Vegetarisches Kultlokal im Industriedenkmal

Hiltl Sihlpost

Die Sihlpost ist ein Bürogebäude nahe des Züricher Hauptbahnhofs. Das in im Stil des Neuen Bauens errichtete Gebäude enthält seit jeher die Zürcher Hauptpost - und das Hiltl Sihlpost.

Kindheitserinnerungen waren es, die Rolf Hiltl vor bald zwei Jahrzehnten bewogen: Während des Umbaus der Sihlpost, einer Ikone des Neuen Bauens am Zürcher Hauptbahnhof, rettete er so manches historische Utensil. Von Schaltertheken bis zu Postfächern – noch ohne zu wissen wofür, bewahrte er die Erinnerungsstücke an eine andere Zeit der Kommunikation auf.

GastronomieHiltl AG Sihlstrasse
Standort8004 Zürich, Schweiz
Gesamtfläche750 m²
 
PlanungsbüroAtelier ushitamborriello Innenarchitektur Szenenbild
Zum Profil
AusführungAtelier ushitamboriello Innenarchitektur Szenebild
FotografieJochen Splett
Bewegtes Zentrum des Restaurants ist das eindrückliche, schwebende Buffet um das die Gäste mit ihren Tellern kreisen.

Ushi Tamboriello

Die Antwort bekam er vor wenigen Jahren, als für eine Fläche im Erdgeschoss ein gastronomischer Betrieb gesucht wurde und das Familienunternehmen Hiltl – das erste rein vegetarische Restaurant der Welt und bekannt für gastronomisches wie auch soziales Engagement – den Zuschlag für sein Konzept zur „Hiltl Sihlpost“ bekam. Im Bewusstsein um die besondere Bedeutung des historischen Ensembles übernahm die Innenarchitektin und Szenenbildnerin Ushi Tamborriello mit ihrem Team zusammen mit Oberholzer Brüschweiler Architekten die Verantwortung für die Transformation des Industriedenkmals. Nicht nur die historischen Räumlichkeiten, sondern vor allem auch die auf ihren Wiedereinsatz wartenden originalen Ausstattungsgegenstände beeinfl ussten die räumliche Konzeption: die ablesbare Baugeschichte zu erhalten und aus den authentischen Strukturen Gestalt und Materialität für neue Elemente und Nutzungen abzuleiten. Große Fenster mit schmiedeeisernen Gittern gehören dabei ebenso zu den raumprägenden Elementen wie die für die Sihlpost typischen Pilzstützen, die den Raum gliedern. Oder die imposante Durchfahrt, in der einst die Postwägen beladen wurden. Die neu eingezogene Stahlgalerie, über eine skulpturale Treppe aus der Mitte des Restaurants erreichbar, erinnert in Form und Lage an alte Paketrutschen. Darunter ist es der lange hölzerne Bartresen aus alten Schalterelementen, der auf die einstige Nutzung des Gebäudes verweist. Die Oberflächen der Wände und der Stützen wurden größtenteils durch Sandstrahlen von Ihren Beschichtungen befreit. In ihrer Rauheit gehen sie einen spannungsvollen Dialog mit der polymorphen Glaskugelstruktur von Prolux Licht ein, die sich an wichtigen Knotenpunkten im Raum verdichtet. An anderen Stellen finden sich Markierungen und Beschriftungen auf den Wänden als Spuren ihrer alten Nutzung. Weiterhin sichtbar korrespondieren sie mit der prägnanten Signaletik im Raum. Diese entwickelte sich aus dem Umgang mit dem Boden: Den Innenraum verstanden die Gestalter als den erweiterten Straßenraum, an die Transportfahrzeuge erinnernd, die einst in das Gebäude fuhren. Asphaltbelag für den Boden war daher die konsequente Schlussfolgerung – und mit ihm das so typische Signalgelb.

Impressionen