Kaffeekathedrale mit industriellem Charme

Tabakschuppen Café und Weinbar

Ein generationenübergreifendes Projekt mit dem entsprechenden Herzblut verwirklicht.

Noch ohne jegliche Vorahnung, mit was für einer Baustelle er es tatsächlich einmal zu tun haben würde, plante Marius Seemann 2015 im Rahmen seines Architekturstudiums die potenzielle Umnutzung zweier leerstehender historischer Tabaktrockenschuppen im Ort. Die Idee dazu hatte sein Vater Georg – mit dem zusammen er wenige Jahre später den Entwurf realisieren konnte.

GastronomieMarius Seemann
Standort76287 Rheinstetten
Gesamtfläche270 m²
InnenarchitekturDipl.-Ing. Architekt Marius Seemann
PlanungsbüroTabakschuppen_Café und Weinbar
Zum Profil
AusführungDipl.-Ing. Architekt Marius Seemann
FotografieNikolay Kazakov
Neun Meter hohe Backsteinwände, Oberlichtbänder mit einfallendem Licht, sowie echter industrieller Charme.

Marius Seemann

Bis in die Sechzigerjahre wurde in den beiden Wirtschaftsgebäuden des in Forchheim gegründeten ehemaligen Tabakforschungsinstituts der Tabak getrocknet. Inzwischen umgeben von Wohnbebauung, nutzte die Stadt die beiden eindrucksvollen Gebäude seitdem als Lager. Mit seiner Studienarbeit schlug Marius die Umnutzung zu Wohnen im östlich und Gastronomie im westlich liegenden Gebäude vor. Die Idee gefiel Vater und Sohn so gut, dass sie sich an den Gemeinderat wandten und um Verkauf der beiden Gebäude baten. Mit Vater Georg als Bauherr und Polier, mit Sohn Marius als Architekt, Bauleiter und Betreiber und mit der Hilfe ihrer Freunde, die tatkräftig unterstützten, eröffnete der „Tabakschuppen Café + Weinbar“ nach zwei Jahren Bauzeit mit viel Eigenleistung im Sommer 2021. Vorangegangen waren gut drei Jahre Planungszeit, hatte man es doch hier immerhin mit zwei Kulturdenkmälern aus dem Jahr 1938 zu tun, was eine enge Abstimmung mit den Landesdenkmalschutzbehörden bedeutete. Zudem musste der Bebauungsplan geändert werden, um die gastronomische Nutzung im Wohngebiet möglich zu machen. Seit der Gemeindereform ist Forchheim ein Stadtteil von Rheinstetten und gehört mit seinen rund 9.000 Einwohnern zum Einzugsgebiet von Karlsruhe, weshalb sich das gastronomische Angebot bisher auf einzelne Lokale und Bäckereiketten beschränkte. Mit dem „Tabakschuppen“ hat sich dies nun geändert: Er bietet Frühstück mit selbstgebackenem Natursauerteigbrot und Croissants, Kuchen am Nachmittag und abends eine Weinbar mit kleinen Speisen, ergänzt um regelmäßige Barista-Kurse. Der Hauptgastraum ist das Zentrum des Geschehens. Eine Treppe führt auf die Empore, auch gehen alle Räume von hier ab: linker Hand zum Thekenraum, nach rechts in die beiden original belassenen Trockenkammern ohne Fenster. Durch den Rückbau der Zwischendecken sind die Räume in ihrer vollen Höhe erfahrbar: neun Meter hohe Backsteinwände. Das schwach durch die ursprünglichen Oberlichtbänder einfallende Licht zieht den Blick nach oben, hier, in der Wein- und in der Kaffeekathedrale.

Impressionen