Himmel aus Holz

Trisoux Bar

Eine durchdachte Decke mit wissenschaftlichem Ansatz.

Weil die verschachtelten Räume des Grundrisses wenig Freiraum zur Gestaltung erlaubten, verlegte Architekt Martino Hutz den Fokus auf die Decke. Heute ist die „Trisoux Bar“ mit ihrer wellenförmigen Holzdecke erklärtes Ziel vieler Fans.

GastronomieBar Trisoux
Standort80469 München
Gesamtfläche160 m²
 
PlanungsbüroMartino Hutz Architecture
Zum Profil
AusführungMartino Hutz Architecture
FotografieMaria Pasvantova / map muc
Durch das Höhenspiel in der Decke werden verschiedene Qualitäten und Charaktere verschiedener Bereiche definiert. So schaffen hohe Punkte öffentliche, einladende Bereiche für Gruppen während herabgesenkte Stellen private Bereiche anbieten.

Martino Hutz

Würde man die glattpolierten Vierkanthölzer, die wie Stalaktiten dicht an dicht von der Decke hängen, aneinander legen, ergäbe das eine Strecke von 3,5 Kilometern. Unterschiedlich lang ragen die hellen Fichtenstäbe verschieden tief in den Raum. Sie bilden zusammen mit den grünen Wänden und vertikalen Moosteppichen eine natürliche Begrenzung – wie eine traute Wohnhöhle aus Vorzeiten. Die Trisoux Bar liegt im Herzen des Münchner Szeneviertels Glockenbach und erstreckt sich mit ihren 160 Quadratmetern Gastronomieflächen über Erd- und Kellergeschoss eines dreistöckigen Wohnhauses. Die Idee zur kreativen Deckengestaltung der Bar stammt von Architekt Martino Hutz, Cousin von Benjamin Bauer, einem der Betreiber neben Max Braunmiller, Philipp Fröhlich und Gustav Grossmann. Bereits in seinem Masterstudium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, im Studio Zaha Hadid, forschte Hutz zum Thema „Crowdsimulation“ und beschäftigte sich mit parametrischem Entwerfen. Mittels Crowdsimulation werden dabei Räume analysiert, um verschiedene Aufenthaltsqualitäten zu erarbeiten und Flächen optimal zu bespielen. Die aus den Daten generierte, parametrische Fläche definiert den Charakter diverser Bereiche und leitet den Besucher intuitiv durch unterschiedliche Atmosphären. Durch das Höhenspiel in der Decke lassen sich verschiedene Bereiche definieren. So schaffen hohe Decken einladende Öffentlichkeit, während niedrigere Stellen private Nischen anbieten und an das Gewölbe alter Wirtshäuser erinnern. Lichtakzente durch Leuchtkörper am Ende einzelner Holzstäbe integrieren die Raumbeleuchtung in das Deckenkonzept. Die Vielzahl an Stäben fängt zudem den Schall auf. Für Architekt Martino Hutz lag der Reiz darin, dem Bestand etwas Neuartiges hinzuzufügen. Der Mix aus modernen und eleganten Elementen, ohne formell zu wirken, war der Wunsch der Bauherren und die Herausforderung im Entwurf. Passend zum Interiorkonzept entwickelten die Barbetreiber ausgefallene Fine-Drinking-Mixturen aus hochwertigen Zutaten. Übrigens: Das Kunstwort „Trisoux“ leitet sich vom französischen Wort „Bisoux“ für Küsse ab, „trois“ steht für drei. Drei Küsschen rechts und links gehören zur Standardbegrüßung unter Franzosen.

Impressionen