Eintauchen in die Stille

Blau

Der erste Platz 2021 in der Kategorie "Bar".

Blautöne überlagern sich in Flächen, von Tiefblau zu dezentem Lichtgrau lösen sie den Raum auf, verändern die Perspektive und spielen mit der Wahrnehmung. Ein surrealer Ort inmitten urbaner Realität. Ein Ort ohne Bezüge zum Umfeld. Ein Raum als gebaute Stimmung, zeitlos und ruhig, zum Abschalten und Ankommen. Ein Rückzugsort zu sich selbst.

GastronomieBLAU
Standort70176 Stuttgart
Gesamtfläche90 m²
 
PlanungsbüroSOMAA
Zum Profil
AusführungSOMAA
FotografieZooey Braun
Als Bar mit kulinarischem Angebot möchte das Restaurant ein Ort der Einkehr – im übertragenden Sinne - sein. Eine surreale Welt inmitten urbaner Realität. Ein Rückzugsort zu sich selbst.

Hadi A. Tandawardaja & Tobias Bochmann

Seit einigen Jahren sind Yilmaz und Belgin Yogurtcu mit ihrer hochfrequentierten „Metzgerei“ an der Schwabstraße hier im Stuttgarter Westen präsent - ebenfalls von Callwey ausgezeichnet. Nur ein paar Häuserblocks weiter haben sie im Herbst 2019 im ehemaligen „Urban“ eine gänzlich andere Realität geschaffen: Einen dimensionslosen Raum, der den Gast in eine zeitlose Welt entführt. Eine Bar, die zum „loungigen Verweilen“ einlädt, um bei warmen Tapas und Fingerfood als Ergänzung zu Cocktails und Wein den Alltag hinter sich zu lassen und in die sich ankündigende Nacht abzutauchen. Die Architekten und Innenarchitekten von SOMAA waren auch bei diesem Projekt wieder Partner der Yogurtcus. Für deren beinahe philosophischen Ansatz sahen sie die gestalterische Antwort in den raumbildenden Qualitäten von Farbe, gerade auch in deren Umkehrung. Lassen sich Kubaturen durch grafische Durcharbeitung negieren? Kann auf diese Weise dimensionsloser Raum entstehen? Inspiriert von Caspar David Friedrich, von der Tiefe, die die Landschaftsmaler der Romantik durch das Spiel mit Farbe geschaffen haben, ist ihnen ein außergewöhnlicher Raum gelungen, der mit der Wahrnehmung des Betrachters spielt. Vom Eingang kommend, einen tiefgrünen Samtvorhang durchschreitend, eröffnet sich dem Gast die surreale Welt im Loungebereich unmittelbar. Filigrane Messingrahmen stehen frei im Raum, gliedern ihn und lassen eine Tiefenstaffelung im Bildaufbau entstehen. Im Zusammenspiel mit den Farben der monochromen, geometrischen Wandfl ächen und den Spiegelflächen entsteht die gewünschte Irritation. Eine reduzierte Materialwahl – Leder, Messing, Holz sowie haptische und akustisch wirksame Textilien – lassen dem Spiel der Farbwirkung den nötigen Raum. Nach rechts gelangt man in den Barbereich, die Vielzahl an Einzelbildern des Hauptraums komprimiert sich hier zu einem großen Ganzen. Während hinter der Bar die Farbe Gold dominiert, bestimmt ein tiefes Blau den Bereich davor. Je nach Blickwinkel spielen die großen Spiegelflächen mit den unwirklichen Bildern des Hauptraums. Ein Bühnenbild für eine noch ungeschriebene Geschichte, während vor den Fenstern die Nacht über die Stadt hereinbricht.

Impressionen