Juwel der Unterwelt

krypt.bar

Von Denkmalschutz, alten Tanzbars und Flüsterkneipen handelt dieses Projekt inmitten Wiens.

In einem 200 Jahre alten Gewölbekeller im 9. Wiener Bezirk liegt in zwölf Meter Tiefe eine ganz besondere Bar. Absolute Entkoppelung von der Außenwelt und ein überragendes Design überraschen die trendige Gastronomieszene in Wien. Im krypt trifft altes Backsteingemäuer auf Marmor, Nussbaumholz und Gold. Das extravagante und zeitlose Interior scheint für die Ewigkeit gemacht.

Gastronomiekrypt.bar
Gesamtfläche450 m²
Standort1090 Wien
 
PlanungsbüroBÜRO KLK
Zum Profil
AusführungBüro KLK
FotografieDavid Schreyer
Durch Fokus auf den Kontext destillieren wir aus dem Raum eine spezifische Atmosphäre. krypt fühlt sich an wie Traum von David Lynch (...).

Theresie Kohlmayr, Jonathan Lutter, Christian Knapp (Büro KLK)

Das krypt besucht man nicht einfach, man muss es erkunden. Der Eingang ist nicht leicht zu entdecken, da der geheime Tipp auf jegliche Hinweisschilder verzichtet. Die Fassade verrät nichts über das gastronomische Innenleben. Nur bei einladend geöffneten Türen taucht man in die geheimnisvolle Atmosphäre einer „Flüsterkneipe“ der Zwanzigerjahre ein. Abgeschottet von der Außenwelt, liegt sie zwischen Votivkirche und der Wohnung Sigmund Freuds, zwölf Meter unter einem Haus mit 200 Jahre altem Gewölbekeller. Beinahe alles ist hier hochprozentig: das Design, die Materialien und die Drinks. Bei Renovierungsarbeiten des denkmalgeschützten Gebäudes in der Berggasse wurden zufällig einige Vermauerungen entdeckt und die dahinterliegenden Kellerräume geöffnet. Auf den freigelegten Ziegelwänden wurden alte Schriftzüge wie „Tanzfläche“ und „Just Jazz“ sichtbar. Die bauhistorischen Untersuchungen ergaben, dass sich hier in den Fünfziger- und Sechzigerjahren die halblegale Jazzbar „Old Times“ befand. Für die Gesellschafter Teresa Kerbler und Chris Schilcher war so „von Anfang an klar, da gehört eine Bar rein“. Der zweijährige Umbau zum krypt geschah unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Größte Herausforderung war, im engen Innenhof eine unterirdische, zweigeschossige Erweiterung in Stahlbeton zu realisieren, um Technik, Küche, zweiten Fluchtweg und einen Aufzug unterzubringen. Die angrenzenden Fundamentbereiche mussten hierfür in einem Spezialverfahren statisch gesichert werden. Ein besonderes Raumerlebnis bietet die elegant freischwebende Treppenkonstruktion, unter der die 200 Jahre alten Originalstufen versteckt liegen. Sie empfängt den Gast in einer verspiegelten Galerie und führt ihn in Verlängerung direkt an die Bar. Unter Berücksichtigung des historischen Bestandes wurden haustechnische Einbauten sowohl in der Bodenplatte, mit Marmor im Fischgrätmuster verlegt, als auch freigespannt unter der Decke installiert. Die Träger und offen geführten Lüftungsrohre sind mit Kompositgold beschichtet. Gemütliche Sitz-Lounges finden sich verborgen in den vielen Winkeln des Gewölbes. Der attraktive Barkorpus wurde mit dem gespiegelt verlegten, seltenen Marmor „Sahara-Noir-Laurent-Gold“ verkleidet und der Tresen mit einer Oberfläche aus geöltem Nussbaumholz edel abgeschlossen. Im Hintergrund leuchtet ein vom Künstler Alex Ruthner angefertigtes Bild einer Gräser-und Pflanzenlandschaft. Die stilvollen Flying Candles von Ingo Maurer über der Bar runden die kryptische Stimmung ab.

Impressionen