Kochkunst in unsichtbaren Netzen

Restaurant Herzig

Als Zweigstelle eines bedeutenden Auktionshauses, von Architekt Michael Rosenauer in den Zwanzigerjahren geplant, stand das „Dorotheum Fünfhaus“ in Wiens Fünfzehntem seit Anfang der Neunzigerjahre leer. Nach einer behutsamen Renovierung bis 2019 finden sich nun im fünfstöckigen Sichtbetonbau kreative Startups neben dem Schaulager Galerie Clemens Gunzer in bester Nachbarschaft mit Sören Herzigs Restaurant und den Architekten von KLK.

GastronomieRestaurant Herzig
Standort1150 Wien, Österreich
Gesamtfläche325 m²
 
AusführungBÜRO KLK
FotografieDavid Schreyer
Um den Gastraum zu separieren und eine private Atmosphäre zu schaffen, wurden die halbhohen Paravents speziell für diesen Raum entworfen.

Theresie Kohlmayr, Jonathan Lutter & Christian Knapp (Büro KLK)

Kochen, Kunst, Design. Es muss diese Verknüpfung gewesen sein, die Sören Herzig zu seinem neuen „Restaurant Herzig“ inspirierte: der Geist des Hauses mit seinen Auktionen, die Nähe zu Kunst und Design der neuen Nachbarn und nicht zuletzt die Freundschaft zu den Künstlern der Galerie. „Minimalistisches, industrielles Flair einer New Yorker Galerie, lässig und originell“, so lauteten die Vorgaben des aus dem deutschen Norden stammenden und von internationalen Sternerestaurants beeinflussten Spitzenkochs an das Architektenteam von KLK. Die Antwort der Designer ist ein zurückhaltend gestalteter Raum, deckenhohe Gitterfenster zaubern ein Licht- und Schattenspiel auf den rund 100 Jahre alten geölten Eichenboden. Das satte Petrol der Wände bildet hier den perfekten Hintergrund und findet sich in den handgemachten Fliesen wieder, mit denen die Bar verkleidet ist. Halbhohe Paravents, eigens für den Gastraum entworfen, zonieren diesen in einzelne Bereiche, schaffen durch die Transparenz des Lochblechs aber dennoch eine Verbindung zum Geschehen im Raum. Vier Werke von Clemens Wolf widmen sich den CMYK-Farben und stehen so im Kontrast zu der monochrom in Schwarz auf weißem Grund gehaltenen wandfüllenden Arbeit von Peter Jellitsch an der Stirnseite des Raums. Seine Intention ist das Transformieren und Sichtbarmachen von Prozessen, die mit unserem Tagesablauf in Zusammenhang stehen. Mit den unsichtbaren Netzwerken, in denen wir uns permanent bewegen. Zwischen Nähe und Distanz. Und so ergänzen auch die Materialien dieses Spiel mit den Gegensätzen – im Samt der Mono Stühle von Marco Dessí für Wittmann versinkend, berühren die Hände die glatten und roughen Faserbetonoberfl ächen der Rock Table Tische. An Kontrasten nicht genug: Während abends die hohe Kunst des Fine Dining in siebengängigen Menüfolgen zelebriert wird, bietet das Restaurant zur Mittagszeit für die Kollegen aus dem Haus sowie den umliegenden Betrieben eine klassische Mittagskantine an.

Impressionen